Interview

Weil früher nicht alles besser war…

Für Christoph und Ruedi Strahm aus Wasen i. E. ist die Tierverkehrsdatenbank ein praktisches Instrument. Aber nicht nur, weil sie damit Zeit bei den Meldungen sparen…

Ruedi Strahm, oft heisst es: «Früher war alles besser.» Wie sehen Sie das in Bezug auf das Meldewesen der Tiere?

Ruedi Strahm: Beim Meldewesen ist eher das Gegenteil der Fall. Früher war alles viel aufwendiger. In der Tierverkehrsdatenbank (TVD) ist die Erstellung des Begleitdokuments und die Meldung heute beispielsweise in einem Schritt erledigt und es ist alles archiviert.

Die TVD ist eines von vielen Resultaten der Digitalisierung. Wie stehen Sie zu dieser?

Ruedi Strahm: Für mich bedeutet die Digitalisierung eine extreme Arbeitserleichterung und ich stehe ihr offen gegenüber. Ich hatte aber auch Unterstützung von meinen Kindern. Ohne diese wäre es wohl schwieriger gewesen.
Christoph Strahm: Es führt kein Weg mehr an der Digitalisierung vorbei. Sie hilft, Zeit zu sparen und effizienter zu arbeiten. Auch in der Landwirtschaft wird immer mehr digitalisiert, um maximale Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Das habe ich in der Ausbildung zum eidg. dipl. Meisterlandwirt gelernt.

Welche Vorteile hat die Digitalisierung in Bezug auf die TVD für Sie, nebst der Zeitersparnis?

Ruedi Strahm: Die Rückverfolgbarkeit unserer Tiere, da wir züchten. Für uns ist es interessant, unsere verkauften Tiere nachverfolgen zu können. Dank der TVD ist das auch dann möglich, wenn die Tiere in Nicht-Herdebuch-Betriebe gelangen.
Christoph Strahm: Eine unserer Kühe wechselte beispielsweise innerhalb von zwei Monaten acht Mal den Besitzer. Bei manchen Händlern war sie nur zwei Tage stationiert. Da hat ziemlich sicher nicht jeder mit ihr Geld verdient.
Ruedi Strahm: Einmal hatten wir zwei Vollschwestern. Die eine blieb bei uns, weil wir mit ihr züchten wollten, die andere verkauften wir. Die verkaufte Kuh war für den neuen Besitzer ein echter Glückstreffer: Sie hatte viele weibliche Nachkommen und wurde alt. Ihre Schwester bei uns dagegen gebar immer männliche Kälber, wurde aber 17-jährig.
Christoph Strahm: Ein anderes Mal haben wir durch unsere Rückverfolgung unverhofft Missstände aufgedeckt.
Ruedi Strahm: Genau, das war vor drei Jahren, als wir an einer Auktion einem Händler eine Kuh verkauften. Ich wollte schauen, wo unsere Kuh hinkam. In der TVD stand doch tatsächlich: Schlachtbetrieb. Ich war überrascht, schockiert und prüfte die Klassifizierung. Doch diese stimmte nicht mit unserer Kuh überein. Offenbar vertauschte der Händler die Ohrmarken und liess eine Kuh mit der Ohrmarke unseres Tiers schlachten. Das war das letzte Mal, dass wir mit diesem Händler Geschäfte gemacht haben.

Wir haben über die Vorteile der Digitalisierung in Bezug auf die TVD gesprochen. Gibt es auch Nachteile?

Ruedi Strahm: Eigentlich nicht, wenn bei uns das Netz nur nicht so schlecht wäre…
Christoph Strahm: Wenn es an einem Abend mit den TVD-Meldungen nicht klappt, probieren wir es halt am nächsten.

Ein Leben ohne Empfang ist heute schwierig…

Christoph Strahm: Ja, in der Tat, wir wären sehr froh um Empfang hier im Tal.
Die Swisscom fragte uns an, ob sie auf unserem Grundstück einen 5G-Mast stellen dürfte, da hier der beste Standort ist.
Ruedi Strahm: Wir profitieren alle von der Digitalisierung und wollen auch etwas dafür tun. Wir wollen mit dem Fortschritt gehen. Deshalb waren wir mit dem Vorhaben der Swisscom einverstanden. Allerdings löste dies viele Reaktionen aus, positive wie negative, und es kam zu Einsprachen. Wir müssen nun abwarten.

Christoph und Ruedi Strahm, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit dem Netzaufbau im Tal.